Anthroposophische Medizin
Die Medizin als Naturwissenschaft hat uns das enorme Grundlagenwissen des menschlichen Körpers in Bezug auf seine Funktionen in Gesundheit und in Krankheit erschlossen. Ihr verdanken wir eine Vielfalt an diagnostischen und therapeutischen Mitteln, die uns als Ärzte befähigen, zum Wohle des kranken Menschen zu handeln.
Medizin als Naturwissenschaft ist die Basis der Anthroposophischen Medizin.
Während die naturwissenschaftlich orientierte Medizin bei der Beurteilung von Krankheit in erster Linie das einzelne Organ betrachtet, schließt die anthroposophisch erweiterte Medizin den ganzen Menschen mit seinen körperlichen, seelischen und geistigen Aspekten in die Betrachtung mit ein. Das erkrankte Organ ist nur das Symptom eines aus dem Gleichgewicht geratenen Organismus. Das Verständnis dieser Zusammenhänge kann in vielen Fällen zu einer wirksamen Heilung führen, mit der die Balance im Organismus wiederhergestellt wird.
Aus diesem Menschenverständnis ergibt sich durch Einbeziehung der Wachstums- und Regenerationskräfte auch ein neuer Blick auf die kindliche Entwicklung und Reifung in ihrer Gesetzmäßigkeit und in ihren individuellen Besonderheiten. Daraus können viele hilfreiche pädagogische oder medizinisch-therapeutische Handlungsmöglichkeiten abgeleitet werden, die dem Kind oder Jugendlichen den Weg aus krisenhaften Situationen ermöglichen.
Nicht nur für das Kind, sondern auch für den erwachsenen Menschen bildet der Entwicklungsgedanke eine wichtige Grundlage für die Erfassung des Krankheitsgeschehens und die weitere Begleitung des Patienten.
Die Anthroposophische Medizin erweitert die konventionellen Möglichkeiten auch in der Therapie. Es werden Heilmittel und Therapien eingesetzt, die auf verschiedenen Ebenen der im Krankheitsfall gestörten Verhältnisse eingreifen und die die Selbstheilungskräfte anregen können.
Dies sind zum einen spezielle anthroposophische Arzneimittel, die aus natürlichen Substanzen und unter besonderen Verfahren gewonnen werden. Hierzu zählen auch sogenannte äußere Anwendungen wie Einreibungen und Wickel.
Des Weiteren können Körpertherapien verordnet werden, wie Rhythmische Massage und Heileurythmie, oder künstlerische Therapien wie beispielsweise Musiktherapie, Maltherapie und Plastisches Gestalten und auch die therapeutische Sprachgestaltung. Diese arbeiten stärker aus einer tätigen Eigenwirksamkeit heraus. In diesem Sinne nutzen wir auch biographische Gespräche.
Das Prinzip aller dieser Therapien ist eine Anregung des Heilungsprozesses im Organismus, damit sind sie in der Regel ohne gravierende unerwünschte Nebenwirkungen.
Die Methoden und Möglichkeiten der Anthroposophischen Medizin werden ständig forschend weiterentwickelt. Sie ist seit 1976 im Arzneimittelgesetz als medizinische Richtung gesetzlich verankert und im Sozialgesetzbuch V als „besondere Therapierichtung“ anerkannt.